Einbrecher kommen nachts. Hacker? Die kommen um 10 Uhr vormittags, wenn dein Team gerade im Meeting sitzt, die Produktion läuft und der Kaffee noch warm ist. Der Angriff passiert mitten im Alltag und genau das macht ihn so verdammt schwer zu erkennen.
Digitale Einbruchsspuren sind fast unsichtbar
Bei einem klassischen Einbruch siehst du sofort, dass was nicht stimmt. Zersplittertes Glas, aufgebrochene Türen, durchwühlte Schränke.
Alles schreit:"Hier war wer!"
Cyberangriffe hinterlassen nur Datenpunkte. Ein veränderter Login hier, eine kleine Abweichung im Netzwerkverkehr dort, eine ungewöhnliche Datenübertragung um 14:37 Uhr. Für dich völlig uninteressant, denn es geht im täglichen Betriebsrauschen unter.
Angreifer bewegen sich am liebsten zu Zeiten, wo ohnehin viel passiert. Während dein Team arbeitet, mischen sie sich einfach in den ganz normalen Datenverkehr. Ein Taschendieb fällt in der vollen U-Bahn auch nicht auf, solange er sich benimmt wie alle anderen.
Die abgesicherte Scheune
Für dich wirkt alles normal, doch für ihn ist dieser Moment ideal. Die Systeme sind ausgelastet, die Menschen sind beschäftigt und die kleinen Auffälligkeiten fallen kaum auf. In der physischen Welt verlassen wir uns auf Alarmanlagen, die Bewegungen erkennen, Muster analysieren und Barrieren überwachen.
Im digitalen Umfeld gibt es vergleichbare Werkzeuge wie SIEM, SOC und EDR. Sie sollen das Netzwerk überwachen, Protokolle auswerten und ungewöhnliches Verhalten melden. Allerdings können diese Systeme nur wirksam sein, wenn das Fundament stimmt.
Viele Unternehmen kaufen sich teure Sicherheitslösungen, ohne vorher die grundlegenden Probleme zu beheben. Sie installieren eine sündhaft teure Alarmanlage, für ihre löchrige, alte Scheune.
Der Blindflug
Die meisten Unternehmen scheitern nicht an fehlender Technik, sondern an fehlender Basis:
- Offene Wartungszugänge
- Nicht benötigte Services laufen
- Flache Netzwerke, ohne Segmentierung
- Passwörter sind im Darknet geleakt und keiner merkts
- Überprovisionierte und historisch-gewachsene Admin-Rechte
- Das Logging ist entweder nicht aktiv oder niemand wertet es aus
Wenn all diese Grundlagen fehlen, muss ein Angreifer nicht einmal versuchen, seine Spuren zu verwischen. Er fällt schlicht nicht auf. Tools wie SIEM, SOC und EDR bringen dir erst etwas, wenn du sie auf einem soliden Fundament aufbaust.
Zuerst das Fundament, danach die Festung
Wie willst du einen Einbrecher erkennen, wenn deine Alarmanlage bei jedem Waschbär schon losgeht? Das Ganze geht 6 Wochen gut und danach drehst du die Benachrichtigungen ab, weil du nicht hinterherkommst, die Falschmeldungen wegzuklicken.
Setze folgende Basics vorher um:
- Segmentiere deine Netzwerke: Office, Produktion, DMZ, Admins. Erst dann kannst du verdächtigen Traffic an den Edge-Firewalls erkennen, protokollieren und auswerten.
- Härte deine Endpunkte: Dreh alle Dienste ab, die du nicht benötigst, implementiere Härtungsrichtlinien, dreh Standardzugänge ab, usw.
- Credential Hygiene: Verwende nur komplexe Kennwörter, oder gleich Passkeys, Zertifikate und Hardware-Tokens.
- Rechte und Rollen: Setze ein ordentliches Rechte- und Rollenkonzept um. Fang bei den Admins an und prüfe, wo es zu viel Berechtigungen, oder Überschneidungen gibt.
- Protokolle aktivieren: Viele wichtige Log-Files sind unter Windows von Haus aus nicht aufgedreht. Sie kosten auf Servern und Clients nicht viel Platz und helfen enorm.
- Regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen: Um dein Patch-Management und auch deine Maßnahmen gesamtheitlich zu prüfen, solltest du eine unabhängige Sicherheitsüberprüfung von einem externen Partner durchführen lassen.
Fazit
Die beste Technik hilft wenig, wenn grundlegende Strukturen fehlen. Erst stabile Grundlagen schaffen ein Umfeld, in dem moderne Sicherheitslösungen ihre Wirkung entfalten können.
Zuerst die Löcher stopfen, danach die Alarmanlage kaufen. 😉